Hallo,
mit Tränen in den Augen müssen wir Euch unsere Geschichte erzählen in der Hoffnung, dass es den Schmerz lindert und die Vorwürfe, die wir und machen beseitigenkann. Wir wissen, dass nichts und niemand unsere über alles geliebte Putzi(line) wieder zu uns zurück bringen kann.
Wir wollen vorne beginnen, also stellt Euch auf eine lange Geschichte ein.
Vor etwa 5 Wochen stellten wir das erste Mal fest, dass sich unsere Vogeldame (ich weigere mich strikt sie Henne zu nennen, denn sie war keine) immer wieder Kot im Federkleid rund um die Kloake hängen hatte. Sie hatte es auch schon früher einmal sporadisch, damals ist es jedoch immer wieder von alleine schnell besser geworden. Also hatten wir auch zunächst an nichts Schlimmes geglaubt. Vor 2 Wochen jedoch (2 Tage vor unserem 1wöchigen Urlaub) sah die Situation leider immer noch nicht besser aus, sondern sie hatte zum Teil haselnußgroße Kotablagerungen im Federkleid kleben. Wahrscheinlich häufte sich der Kot immer über Nacht an, so dass am nächsten Morgen der Ball immer größer wurde.
Unser Zug zum Flieger ging am 1.4. und wir waren ratlos, was wir mit unsere Süssen anstellen sollten, denn wir wussten, dass unsere Schwiegereltern, die in der Zeit auf unsere Vögel aufpassen, sich mit Krankheiten nicht auskennen. Also sind wir am 30.03., nachdem sie zusätzlich sehr schlapp, müde und niedergeschlagen wirkte, gegen 21.00 Uhr nach *edit* aufgebrochen, um mit ihr in die Notaufnahme zu fahren. Wir haben die Vögel (Putzi und das Männchen Piepsi, er hängt so wahnsinnig an ihr) an diesem Abend dort gelassen, um den Ärzten die Möglichkeit zu geben, sie ausgiebig zu untersuchen.
Am nächsten Tag haben wir die beiden wieder abgeholt. Man teilte uns als Diagnose mit, dass sie mal wieder zu dick war (sie war schon mal zu dick, hat dann aber von 57 g auf 47 g abgenommen) und zwischenzeitlich sich auf 52 g hoch gefuttert hatte. Aus dem hohen Gewicht resultierend hatte man uns gesagt, habe sie wund gesessene Füße, so dass wir zu einer Diät auch noch einige Stangen (wir hatten noch 2 Kunststoffstangen in dem neuen Käfig) wechseln sollten. Wir hatten entschieden, dies nach unserem Urlaub zu tun, da ja am nächsten Tag unser Flieger ging. Weiterhin sagte man uns, dass sie eine Fettleber hat, womit uns die Probleme beim Kotlassen erklärt wurden. Dadurch soll sich der Kot verdünnt haben und nicht mehr richtig von ihr abzusetzen gewesen sein, so dass er sich dann im Gefieder verfing. Zudem hatte sie einen Calciummangel, der sich in brüchigen Knochenbau auswirkte. Man hat uns folgende Medikamente mitgegeben: Alamin zur Deckung des Aminosäurebedarfs, eine Vitaminlösung, Amynin zur Behandlung des Leberschadens und Calcium zum Knochenaufbau. Mit der Dosierungsanleitung für diese Medikamente brachten wir sie am Donnerstag abend zu unseren Schwiegereltern. Als wir uns von ihr verabschiedeten, war noch alles in Ordnung, sie war fidel und flog durch die Gegend.
Als wir aus dem Urlaub wiederkamen traf uns der Schlag. Offensichtlich hatte sich in der 1 Woche eine Verdickung am linken Fuß gebildet, von der wir nicht wissen, ob es ein Wundsitzen war oder eine Entzündung des darüber liegenden Gelenks. Tatsache ist, wie uns unsere Schwiegereltern erzählten, dass sie sehr geschwächt war während der Woche, mit ihrem schmerzenden Fuß im Käfig kaum noch herumkletterte und daher so gut wie nichts mehr fraß. Das Männchen hat sie zusätzlich attackiert und sie nicht fressen lassen, wie uns ebenfalls unsere Schwiegereltern erzählten. Heute wissen wir sie hat innerhalb dieser 1 Woche auf weniger als 37 g abgenommen. Sie war außerdem sehr ängstlich und scheu, was eigentlich überhaupt nicht ihre Art ist. Ihr Leberleiden hatte sich ebenfalls offensichtlich nicht gebessert, denn sie hatte nach wie vor eine Menge Kot im Gefieder kleben. Das war am 10.4.
Ihr Zustand hat sich auch bei uns zu Hause während der vergangenen Woche nicht gebessert. Trotz der Medikamente klebte weiterhin Kot im Gefieder und der Behandlung des Fußes mit Bebanthensalbe bessert sich dieser nicht wesentlich. Gefüttert haben wir sie nur per Hand. Durch den dicken Fuß belastete sie immer nur den rechten, so dass zum Ende hin (ca. ab Donnerstag) der linke besser, aber dafür der rechte schlechter wurde. Das Kotproblem war auch noch nicht gelöst. Während der letzten Woche war sie zudem ausgesprochen ruhig und schlief sehr viel.
Am Freitag rief ich dann in der telefonischen Sprechstunde der *edit* an und sprach mit Frau Dr. *edit*. Ich schilderte ihr den Fall und sie meinte, dass das Leberleiden unter dieser Entwicklung auch auf einen bakteriellen Erreger zurückzuführen SEIN KÖNNTE! Frau Dr. *edit* meinte jedoch, dass die Schläfrigkeit auf einen bakteriellen Erreger hindeuten würden. Zudem sollte ihre Füße besser einen Verband bekommen. Also brachen wir am Samstag früh zu unserem TA in Detmold auf, mit dem wir sonst sehr gute Erfahrungen gemacht hatten. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen schickte man uns trotz eines leeren Wartezimmers wieder weg (angeblich alle Termine vergeben). In unserer Verzweiflung (der Vogel wirkte teilnahmslos und apathisch) telefonierten wir wieder mit der *edit* und machten einen Termin auf 12.30 Uhr.
Auf der Fahrt dorthin schaute sie noch neugierig durch die Gegend und hielt sich schlauerweise mit dem Schnabel am Käfiggitter fest, da mit ihren schmerzenden Füßen das Sitzen sicherlich anstrengend war. Sie quietschte und piepste auch. In Hannover hat sie dann noch ein wenig Hirse gefressen und sah abgesehen von der Tatsache, dass sie müde wirkte eigentlich normal aus.
Die zwei Mädchen, die dort waren, waren zwar nett, aber offensichtlich nicht ausreichend fachkundig. Ob eine von beiden Ärztin bzw. Dr. war oder ob beide „nur zum Pflegedienst abkommandiert waren“ wissen wir nicht. Wir erzählten die Geschichte und auch was Frau Dr. *edit* vermutete. Ohne eine genauere Untersuchung nahmen sie dies jedoch für bare Münze und mixten ihr nach eigener Aussage „einen Cocktail“. Zweifel aufgrund des geringen Gewichts bzw. der rapiden Gewichtsabnahme haben die beiden nie aufkommen lassen. Ebenso wurde vor einer Spritze nie davon gesprochen, dass gerade diese Spritze ihr Ende bedeuten könnte. Erst als wir nach der Verabreichung zweier Spritzen (weiß der Teufel, was in denen drin war) unsere Vögel wieder mitnehmen wollten, sagte eine von den beiden sinngemäß: Jetzt, nach der Spritze, kommt die kritische Phase, entweder sie überlebt es oder sie stirbt. Hätte sie das vorher gesagt, hätten wir ihr diese Spritze nie geben lassen!!!!
Auf der Fahrt nach Hause hat die Süsse die ganze Zeit auf einem Kissen gesessen, was wir unten in den Käfig gelegt hatten. Bis 19.00 Uhr gestern abend lag sie wie schlafend, quasi bewegungslos und mit geschlossenen Augen da. Erst dann öffnete sie sporadisch die Augen, bewegte sich aber zunächst kaum. Plötzlich flog sie mit geschlossenen Augen irgendwohin los, sie wirkte verstört. Wahrscheinlich wissen, dass ihre Kräfte zu Ende sind und das Ende naht hat sie Zuflucht bei meiner Frau gesucht und sich immer dicht an sie gekuschelt. Sie suchte anscheinend Wärme und sie war sehr zahm. Gegen 21.30 Uhr übergab sie sich mehrere Male. So etwas haben wir noch nie gesehen, sie hat gewürgt und richtig wie ein Mensch gekotzt. Zudem hat es genauso gerochen. Wir dachten, ihr wäre vom Antibiotika übel. Danach schien es ihr besser zu gehen, sie trank ein wenig und saß etwas lebhafter und aufrechter auf ihrer Lieblingsschaukel. Dennoch schlief sie viel. Gegen 0.30 Uhr waren wir guter Dinge, dass sie über den Berg ist und sind ins Bett gegangen.
Um 4.41 Uhr heute Nacht hörten wir dann ein Schreien aus dem Wohnzimmer. Meine Frau rannte sofort los und sah, dass die Süsse von der Schaukel gefallen war und auf dem weichen Kissen gelandet ist. Meine Frau meint, das letzte Leben aus ihr verschwinden gesehen zu haben, bevor sie dann endgültig tot war. Unter der Schaukel auf dem Kissen war ein großer Fleck von Kot vermischt mit unverdauten Körnern.
Ihr könnt vielleicht verstehen, dass wir uns nun Vorwürfe machen. Wir werden nur leider nie die Frage beantwortet bekommen, wie lange sie noch gelebt hätte. Wir bedauern zutiefst ihr zum Ende hin diese Qualen angetan zu haben, denn sie ist DEFINITIV an den Folgen dieser Spritzen gestorben!!! Wir können nur hoffen, dass sie uns verzeiht.
Auf der anderen Seite war sie über 8 Jahre alt. In den ganzen Jahren war sie ein zahmer, schlauer und zutraulicher Vogel. Sie nahm aktiv an unserem Leben teil, war neugierig, steckte im wahrsten Sinne überall ihren Kopf hinein und wollte immer alles probieren, was wir Essen. Häufig besuchte sie ihren Freund im Spiegel im Badezimmer, um sich ein wenig mit ihm zu unterhalten, um dann wieder von alleine ins Wohnzimmer zurück zu fliegen.
Sie hinterlässt eine Lücke in unserem Herzen, die sich so leicht nicht wieder schließen lässt. Hoffentlich geht es ihr besser dort, wo sie jetzt ist. Ruhe in Frieden geliebte Putzi!!!
Simone und Sven
P.S.: Da das Männchen sehr an ihr hing, frisst er momentan quasi nichts. Hoffentlich stirbt er jetzt nicht an Liebeskummer.